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SG009 Wechselwirkungskräfte

© H. Hübel Würzburg 2013

Kraft

Kräftegleichgewicht

Glossar

Physik für Schülerinnen und Schüler

Impres-sum

Das 3. Newton'sche Gesetz  ("Aktion gegengleich Reaktion"; "actio gegengleich reactio") besagt:

Eine Kraft tritt niemals allein auf. Wenn eine Kraft (FB) auf einen Körper A ausgeübt wird, muss es auch einen zweiten Körper B geben, von dem diese Kraft (FB) ausgeht. Auf ihn wird eine gleich große entgegengesetzte Kraft (FA) (ausgehend von A) ausgeübt.

actio gegengleich reactio Zwischen zwei Körpern wirken Abstoßungs- oder Anziehungskräfte, die immer untrennbar gemeinsam auftreten.

FA und FB greifen an unterschiedlichen Körpern an, sind aber stets entgegengesetzt gleich.


Beide Kräfte könnten auch durch eine gedehnte bzw. zusammengepresste Feder zwischen den beiden Körpern entstehen.

Oft beschreiben wir die Wirkung einer Kraft auf einen Körper so, als gäbe es nur diesen einen Körper und diese eine Kraft. Beim freien Fall eines Steins interessiert uns in der Regel nur, wie dieser Stein unter dem Einfluss der Gewichtskraft auf die Erde zu beschleunigt wird. In Wirklichkeit gibt es auch in diesem wie in allen anderen Fällen einen zweiten Körper, hier also die Erde, und die eine Kraft ist begleitet von einer zweiten gleich großen entgegengesetzten Kraft auf den zweiten Körper, hier also auf die Erde. Das bewirkt, dass beim Fall eines Steins nicht nur dieser, sondern auch die Erde ihm entgegen beschleunigt wird. Allerdings ist wegen der vielfach größeren Masse der Erde diese Beschleunigung extrem klein und kann gedanklich vernachlässigt werden.

Es ist nicht so, dass die eine Kraft auf Körper A eine Kraft auf Körper B zur Folge hat, sondern beide Kräfte sind untrennbar gleichzeitig vorhanden oder beide sind gar nicht vorhanden.

Wenn du dich entschließt, mit dem Fuß eine Kraft auf einen Fußball auszuüben, entschließt du dich gleichzeitig dazu, dass du eine Kraft vom Fußball auf deinen Fuß ausüben lässt.

Deshalb spricht man von Wechselwirkungskräften zwischen zwei Körpern. Bereits die Bezeichnungen Kraft und Reaktionskraft (nach Newton action und reactio), die für sie auch üblich sind, sind eigentlich irreführend, weil sie suggerieren könnten, dass die Reaktionskraft die Folge der Kraft sei. Nein, beide sind wie Vorder- und Rückseite der gleichen Münze. Keine kann ohne die andere existieren.

Die Bezeichnungen Kraft und Gegenkraft werden in anderem Zusammenhang verwendet, nämlich bei Kräftegleichgewicht. Sie greifen beide am selben Körper an. In einem Schulbuch habe ich einmal die griffige Aussage gefunden: "Kräftegleichgewicht kann, actio gegengleich reactio muss bestehen".

   Verwechsle niemals Wechselwirkungskräfte einerseits und das Paar Kraft und Gegenkraft beim Kräftegleichgewicht andererseits!

Beispiele solcher Wechselwirkungskräfte sind die Kräfte zwischen zwei elektrischen Ladungen, zwischen zwei Magneten, zwischen einem Magneten und einem Eisenstück, zwischen einem Planeten und der Sonne, die er umkreist, die Kraft, die einen elastischen Körper verformt und die Kraft auf den Körper, von dem die Verformung ausgeht, also z.B. von einer Person. Wenn du mit viel Kraft einen nassen Schwamm ausdrückst, spürst du die Reaktionskraft sogar. Je stärker du den Schwamm drückst, desto unangenehmer wird die Rückwirkung auf deine Hand.

Es gibt nur wenige grundlegende Wechselwirkungskräfte, auf die sich alle anderen Wechselwirkungskräfte zurückführen lassen:



In der Quantenphysik gibt es eine ähnlich anmutende Erscheinung. Es gibt z.B. Paare von Elektronen, so genannte Elektronenzwillinge, bei denen man immer entgegengesetzte Geschwindigkeiten (Impulse) misst. Ganz gleich, welche Geschwindigkeit man bei einem der beiden Elektronen gefunden hat, man kennt damit auch die Geschwindigkeit des zweiten Elektrons. In der Quantenphysik sagt man, der Elektronenzwilling sei ein "verschränktes System".



(September 2013; Oktober 2023 ergänzt)